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Partnerregion Skellefteå in Nordschweden

Wie können unterschiedliche Akteure auf regionaler Ebene kooperieren, um die Herausforderungen des demografischen Wandels gemeinsam zu bewältigen? Das Verbundprojekt rebeko fragt nach den Erfahrungen, die diesbezüglich in innovativen europäischen Regionen existieren und wird dazu beitragen, erprobte und erfolgreiche Modelle in Thüringen bekannt zu machen und so Denkanstöße für Praktiker zu liefern.

Karte schwedenEine der Partnerregionen ist die schwedische Gemeinde Skellefteå, mehr als 700 km nördlich von Stockholm gelegen. An einem mangelt es in Skellefteå nicht, und zwar an Wald. So berichtete jedenfalls der Bürgermeister von Skellefteå, Tomas Marklund, in seinem Vortrag auf der Auftaktkonferenz des Projekts rebeko am 21. Januar 2016 in Jena. Auf jeden Einwohner der Gemeinde kommt eine bewaldete Fläche, die der Ausdehnung von 15 Fußballfeldern entspricht. Angesichts eines steigenden Durchschnittsalters der Bevölkerung und damit sich das Verhältnis von Waldfläche zu Bevölkerungszahl  nicht noch stärker zu Gunsten des Waldes verschiebe, so Marklund, hat die Gemeinde 2014 die Arbeit an einer Entwicklungsstrategie und einer Zukunftsvision für Skellefteå aufgenommen. Über 1.000 Akteure aus Industrie, Universitäten, Vereinen, Gemeindeverwaltung und viele Einwohner haben an der Strategiebildung mitgewirkt und im Sommer 2015 wurde begonnen, die Entwicklungsstrategie Skellefteå 2030 in die Praxis umzusetzen. Das Ziel ist, die Bevölkerung von Skellefteå in den nächsten 15 Jahren um 8.000 Einwohner, auf rund 80.000 Einwohner, zu vergrößern.

Skellefteå 2030

Die Gemeinde hat vier Bereiche definiert, deren Entwicklung strategisch bedeutsam ist, um das gesteckte Ziel der Erhöhung der Bevölkerungszahlen zu erreichen. Die Strategiebereiche befassen sich mit unterschiedlichen Aspekten des Gemeindelebens, die in ihrem Zusammenspiel die Sichtbarkeit und Attraktivität der Region steigern sollen. Der erste Bereich besteht darin einen nachhaltigen und vielfältigen Lebensraum für alle Bürger zu schaffen. Die Lebensqualität der Einwohner von Skellefteå soll verbessert werden sowie ein vielfältigeres öffentliches und kulturelles Leben in der Gemeinde entstehen. Zudem sollen Bedingungen geschaffen werden, die es vereinfachen sollen, sich in Skellefteå niederzulassen — für Schweden aus anderen Regionen ebenso für Migranten. Der zweite Bereich der Entwicklungsstrategie legt den Fokus auf die Bildungsarbeit in der Gemeinde. Die Schulen in Skellefteå sollen zukünftig zu den besten Schwedens gehören und es soll verstärkt Kooperationen zwischen Industrie und Bildungsinstituten geben, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts stärker in der Ausbildung berücksichtigen zu können. Der dritte strategische Bereich bezieht sich auf die Entwicklung einer global wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Um dies zu erreichen, will die Gemeinde bessere Bedingungen für Unternehmensgründungen schaffen, Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung intensivieren und die Kooperationen zwischen Gemeindeverwaltung und Industrie intensivieren. So sollen die Bedingungen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung gesichert und  verbessert werden. Der vierte Bereich zielt darauf ab, eine gute Infrastruktur zu schaffen. Dies umfasst ein leistungsfähiges und umweltfreundliches Nahverkehrsnetz in der Gemeinde, das allen Bürgern die Beteiligung am öffentlichen Leben ermöglicht und eine Verbesserung des Schiffs-, Bahn-, und Lufttransports für Personen und Güter in andere Teile Schwedens und das europäische Ausland.

Bei der Erhöhung seiner Einwohnerzahlen setzt Skellefteå unter anderem besonders auf die Integration von Geflüchteten, vor allem von minderjährigen Geflüchteten, wie dieser Fernsehbeitrag berichtet. Die Gemeinde hat in den letzten 30 Jahren, in denen sie gezielt minderjährige Geflüchtete in der Region integriert hat, eine sehr ausdifferenzierte Strategie entwickelt, um Geflüchteten den Einstieg in das Gemeindeleben und den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Kooperationsbereiche

Für das rebeko-Projekt ist die Gemeinde Skellefteå ein spannender Kooperationspartner. Unser gemeinsamer Ausgangspunkt ist der demographische Wandel und die Herausforderung, die er nicht zuletzt für eher ländlich geprägte Regionen bedeutet. Für das Projekt rebeko sind die „schwedischen“ Erfahrungen bedeutsam, weil hier eine ganzheitliche Gemeindeentwicklungsstrategie realisiert wird, die neben Arbeit auch die Lebensqualität und die Gestaltung des Gemeindelebens beinhaltet. Die Gemeinde Skellefteå setzt sich explizit das Ziel zu wachsen, sie hat eine expansive und eigene Vision für die Zukunft. Die Projekte Skellefteå 2030 und rebeko weisen interessante Schnittmengen auf und ergänzen sich auf vielfältige Weise. Dabei stehen für das rebeko-Projekt zwei Themen im Mittelpunkt: zum Einen besteht großes Interesse, die Erfahrungen, die Skellefteå mit Kooperationsbeziehungen zwischen den verschiedenen Akteuren seit der Entwicklungsphase von Skellefteå 2030 gemacht hat, für den Aufbau von Kooperationsbeziehungen verschiedener Akteure in Ostthüringen zu nutzen. Zum anderen können aus den langjährigen Erfahrungen der schwedischen Gemeinde auf dem Gebiet der Integration von Geflüchteten wertvolle Erkenntnisse für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Ostthüringen gezogen werden.

Das Projektteam war im Frühsommer diesen Jahres in Skellefteå und hat die dortigen Initiativen zur Begegnung des demografischen Wandels untersucht. Lesen Sie hier den Bericht zur Reise.